Artikel vom 24.07.2024
MU-Bezirksverband Unterfranken
Sommerempfang der MU-Unterfranken
Repperndorf. Es gab kühlen Edel-Silvaner von der GWF, Häppchen mit Lachs und Schinken und dazu schönsten Sonnenschein auf der Dachterrasse. Trotzdem war die Stimmung beim Sommerempfang der unterfränkischen Mittelstands-Union (MU) getrübt.
Mehr als 200 Unternehmer und Politiker waren am Freitagabend der Einladung der MU-Bezirksvorsitzenden Jutta Leitherer nach Repperndorf in das GWF-Gebäude gefolgt.
„Die Stimmung im deutschen Mittelstand ist so schlecht wie noch nie“, stellte die unterfränkische MU-Chefin gleich zur Begrüßung klar. Immer mehr kleine Unternehmen würden still und leise sterben oder einfach ihre Türen schließen. „Andere Unternehmen, solche die nicht standortgebunden sind, verlagern ihre Produktion ins Ausland“, erklärte Jutta Leitherer in ihrer Rede weiter. „Bürokratie, Energiekosten, steuerliche Belastung und mangelnde Leistungsbereitschaft hemmen unser wirtschaftliches Tun.“
Hinzu käme, dass es sich für alle, die täglich morgens aufstehen und zur Arbeit gehen, nicht mehr angemessen lohne, Leistung zu erbringen, ergänzt Leitherer später im Gespräch. Das große Problem in Deutschland sei, dass vom Bruttoeinkommen netto kaum noch etwas übrig bleibe. „Da bleibt die Motivation natürlich auf der Strecke.“
Alle mittelständischen Unternehmen drückt zusätzlich aktuell der Arbeitskräftemangel. „Dieses Problem zieht sich durch alle Branchen und behindert die Leistungsfähigkeit und das Wachstum der Unternehmen erheblich“, sagt die MU-Chefin. „Die Überlastung der vorhandenen Mitarbeiter und die Verzögerung von Projekten sind die direkten Folgen.“
Jutta Leitherer kann aus eigener Erfahrung berichten. Die Rechtsanwältin kurz vor dem Rentenalter hatte sich eigentlich schon auf ihren Ruhestand gefreut. Jetzt leitet sie das Mineralölunternehmen ihrer Eltern in Marktheidenfeld. „Es hat sich ansonsten keiner gefunden, mir blieb nichts anderes übrig.“
Auch der Ehrengast des Sommerempfangs, CSU-Landtagsfraktionschef Klaus Holetschek, sprach das Thema Arbeitskräftemangel in seiner Rede an und nahm noch einen weiteren Aspekt auf: „Wir subventionieren die Arbeitslosigkeit, statt dass wir die Arbeit wieder belohnen, meine Damen und Herren.“
Er fordert eine Politik von der Bundesregierung, die Arbeit belohnt und Anreize für den Eintritt in den Arbeitsmarkt schafft. „Bürgergeld darf nicht das Ziel eines Menschen sein, sondern das Ziel muss sein, dass wir mit ehrlicher Arbeit, mit Leistung und Disziplin wieder dorthin kommen, wo wir mal waren, nämlich an die Spitze Europas.“
Als weiteres großes Hindernis für den Mittelstand benennt Klaus Holetschek die Bürokratie. Das EU-Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sei so ein „irres Ding“. „Wie wollen Sie denn, wenn ein Unternehmer zum Beispiel Kochlöffel herstellt, noch feststellen, von welchem Baum das denn genau war?“, sagt Holetschek. „Das müssen Sie nämlich inzwischen, weil es dazu eine EU-Erweiterungsrichtlinie gibt.“
Er fordert, dass Gesetze wieder abgeschafft und zurückgedreht werden. „Wir brauchen einen neuen Deal für die Wirtschaft in unserem Land“, so der CSU-Fraktionschef.
Unternehmer Joop van Zadelhoff aus Kitzingen kommentiert das mit einer ironischen Bemerkung: „Ein Deutscher findet für jede Lösung ein neues Problem. Und wenn nicht, macht er daraus ein Gesetz, so dass es zu einem Problem wird, damit dieses anschließend das Verfassungsgericht kippen kann.“
Für die nähere Zukunft in Deutschland hat Jutta Leitherer eine düstere Prognose. „Durch die schwere Krise im Mittelstand werden über kurz oder lang auch die Gemeinden kein Geld mehr haben für Kanalisierung, für Kindergärten und so weiter, weil die Gewerbesteuereinnahmen massiv einbrechen werden.“ Dies werde langfristig zu einem Verfall der öffentlichen Infrastruktur führen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.